Diese Europacup-Woche verlief ganz und gar nicht nach dem
Geschmack der österreichischen Fußballfans. Am Dienstag erkämpfte sich Rapid
zwar mit einem beherzten Auftritt ein 2:2 in der Lemberger EM-Arena gegen die
ukrainischen Brasilianer von Shakhtar Donezk, verpasste den Aufstieg aber um
ein Tor, welches sowohl Robert Beric als auch Philipp Prosenik in der
Schlussphase auf dem Kopf bzw. Schuh hatten. Gestern patzten Salzburg und
Altach hinterher. Die Bullen siegten zwar hochverdient mit 2:0 gegen Dinamo
Minsk, scheiterten jedoch im Elfmeterschießen an den eigenen Nerven und dem
weißrussischen Goalie. Altach erreichte in Lissabon bei Belenenses ein 0:0,
nach dem 0:1 im Hinspiel in Innsbruck reichte das aber nicht zum Aufstieg, hier
hätte Louis Ngwat-Mahop die Rheintaler in den letzten Minuten zwar in die
Verlängerung retten können, scheiterte jedoch so wie Philipp Prosenik für Rapid
zwei Tage zuvor an der eigenen Treffungenauigkeit und am Aluminium. Nach den
vorzeitigen Ausscheiden von Sturm Graz gegen Kazan, welches ebenfalls nicht
gerade unvermeidlich war, und des Wolfsberger AC gegen Dortmund, hier war
wirklich nicht mehr drinnen, sieht die Bilanz der österreichischen Starter
insgesamt verheerend aus. Einzig Rapid ist im Herbst noch international mit von
der Partie und darf sich mit dem Trostpflaster Europa League beschäftigen, die
anderen Vertreter können sich ab sofort unter der Woche vor dem Fernseher
entspannen. Wie das passiert ist und warum das auch durchaus verdient ist, lest
Ihr in den folgenden Zeilen.
Rapid gegen Shakhtar oder die ausbleibende Sensation
Beginnen wir mit dem erfreulichsten: Rapid setzte sich gegen
Ajax Amsterdam einmal als Außenseiter durch und zeigte gegen die mit viel
brasilianischer Qualität gespickten Ukrainer, dass man auch mit europäischen
Klasseteams zumindest phasenweise ausgezeichnet mithalten kann. Gerade deshalb
ist das Ausscheiden aus Fansicht aber so unfassbar bitter. Nach langen Jahren,
in denen man in Europa nur hinterher gelaufen ist und in den Gruppenphasen
wenig Licht gesehen hat bzw. an der eigenen Unfähigkeit gescheitert ist (man
denke an die Spiele gegen Helsinki bzw. Thun), sieht man heuer in Hütteldorf
(also eigentlich in der Leopoldstadt) endlich wieder ein Team, dass sowohl
spielerisch als auch kämpferisch überzeugen und auch auf europäischer Ebene für
Furore sorgen kann. Gegen Donezk hielt man über weite Strecken gut mit, die
Statistiken zeichnen ein ausgeglichenes Bild vom Rückspiel, doch am Schluss
scheiterte man an den Nerven des slowenischen Stürmerstars Robert Beric, der
eine Chance wie jene zum 3:2 in Lemberg unter normalen Umständen locker nutzt
und nach dem Spiel dementsprechend am Boden zerstört war. Nun droht dieses
erstmalig starke Team wieder auseinanderzufallen. Die Abgänge von Beric,
Schobesberger und Schaub stehen im Raum und auch wenn es derzeit bei allen nach
einem Verbleib aussieht, kann am internationalen Transfermarkt bekanntlich
alles wahnsinnig schnell gehen. Der Wechsel von Schobesberger wäre vermutlich
noch am besten zu verkraften, weil dieser 2015/16 bisher wahrlich nicht zu den
Stützen zählt und seine starke Frühjahrsrunde ohnehin erst bestätigen muss. Die
Abgänge von Mittelfeld-Regisseur und bis dato besten Kreativspieler Louis
Schaub und Goalgetter Robert Beric würden jedoch ein riesiges Loch in die Mannschaft
reißen. Ersatzmänner zu finden, die sofort in die Bresche springen können, ist
nahezu unmöglich und intern stehen vor allem im Sturmzentrum derzeit absolut
keine gleichwertigen Vertreter bereit. Philipp Prosenik, neben Beric der zweite
Unglücksrabe von Lemberg, zeigt zwar gute Ansätze, aber gleichzeitig auch, dass
er noch nicht für einen Stammplatz bei einem Titelanwärter der österreichischen
Bundesliga bereit ist, und Deni Alar kämpft seit mittlerweile 3 Jahren mehr mit
sich selbst, seinem Körper und seiner Form als mit irgendwelchen anderen Spielern
um Eisatzminuten. Die Abgänge von Beric und Schaub wären also nicht nur
kurzfristig schmerzhaft, sondern könnten auch längerfristig die neugewonnene
Stabilität der Grün-Weißen gefährden. Auch bei einem Weiterkommen gegen Donezk
wäre ein Verbleib aller Stammspieler natürlich nicht garantiert gewesen, die
Aussicht auf internationale Topspiele und die zusätzlichen finanziellen
Ressourcen des Vereins hätten ihn aber weitaus realistischer gemacht. Dazu kommt,
dass die Sehnsucht nach der Königsklasse im grünen Teil Wiens nach zehnjähriger
Abstinenz riesengroß ist und so nahe wie jetzt kam man diesem Traum schon sehr
lange nicht mehr.
Salzburg gegen Minsk oder das konsequenteste Scheitern der Fußballgeschichte
Von einer glücklichen Beziehung zwischen Red Bull Salzburg
und der UEFA Champions League sprechen wohl die wenigsten. Nachdem man auch
heuer in der Qualifikation der Königsklasse zum zweiten Mal in Folge gegen den
schwedischen Meister Malmö FF die Segel streichen musste, blieb noch immer die
Möglichkeit, sich über Dinamo Minsk zumindest in die Gruppenphase der Europa
League zu retten. Doch mit einer 2:0-Niederlage in Weißrussland, wo man trotz
einer entsetzlichen Leistung gegen einen erbärmlich schwachen Gegner nur 2
Torchancen zuließ und aus beiden ein Tor kassierte, standen die Karten vor dem
Rückspiel schon denkbar schlecht. Man schaffte zwar mit einer verbesserten
Performance – die wohl hauptsächlich darauf zurückzuführen ist, dass mit
Hinteregger und Soriano die einzigen beiden Spieler mit internationaler
Qualität wieder mit dabei waren – einen 2:0-Sieg und kämpfte sich damit in die Verlängerung,
das machte das Scheitern im Elfmeterschießen danach aber nur noch bitterer.
Damit ist Salzburg zum ersten Mal seit der Blamage von Düdelingen nicht in der
Gruppenphase der Europa League vertreten. Obwohl man mit Dinamo Minsk einen
Gegner vor sich hatte, der in Österreich in der zweiten Spielklasse nicht zu
den Titelaspiranten gehören würde, fiel Peter Zeidler, dem Trainer der
Salzburger, nach dem Spiel nichts Besseres ein, als dem Schiedsrichter die Schuld
für das Scheitern zu geben, weil dieser ein korrektes Tor von Jonatan Soriano
wegen Abseits in der Verlängerung nicht gegeben hat. Stattdessen sollte sich
Zeidler doch viel mehr fragen, warum man gegen einen derart schwachen Gegner
wie Minsk überhaupt bis in die Verlängerung musste. Dass im Elferschießen unter
großem Druck die Nerven von jungen Spielern wie Atanga, Minamino oder Berisha
versagten, ist nicht wirklich überraschend. Demenstsprechend war wohl dem
Großteil der Salzburger schon vor der Entscheidung klar, dass man von Punkt das
Nachsehen haben würde. Die unglücklich gewählte Reihenfolge im Elferschießen –
mit Atanga und Berisha schossen die beiden, die während des Spiels die schwächsten
Salzburger waren, die zwei entscheidenden Elfer und scheiterten beide – tat ihr
übriges zum Ausscheiden und fällt ebenfalls in den Aufgabenbereich des
Trainers. Wenn man sich das Spiel angesehen hat, sieht man, dass in Salzburg
derzeit generell einiges scheinbar nicht wirklich läuft. Angefangen beim
enttäuschenden Besuch in der Bullenarena – verständlich nach dem Hinspiel,
dennoch eines österreichischen Meisters nicht würdig – über das Gelächter des obersten
Bullen Didi Mateschitz nach dem verlorenen Penaltyschießen – man stelle sich
das bei irgendeinem anderen Verein vor, es wäre ein handfester Skandal und wohl
auch Rücktrittsgrund – bis hin zur Körpersprache von Topstar und
Identifikationsfigur Jonatan Soriano, der auch in Interviews immer wieder seine
Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation zeigte, läuft derzeit in
Wals-Siezenheim so einiges in die falsche Richtung. Entweder Zeidler und die
anderen Marionetten von Ralf Rangnick leisten einfach fürchterlich schlechte
Arbeit oder man konzentriert sich wirklich schon auf RB Leipzig und Salzburg
ist nicht mehr als ein Farmteam für den deutschen Zweitligisten. Beides wäre
für die Anhänger in Salzburg kein gutes Signal und die Aussicht auf Besserung
ist derzeit eher gering. Der Kader ist derzeit selbst für nationale
Verhältnisse nur mehr durchschnittlich gut und falls Soriano den Verein noch
verlässt, wird es heuer ein nahezu unmögliches Unterfangen, in den Titelkampf
einzugreifen.
SCR Altach oder wie man seine Auslosung nicht nützt
An den Lostöpfen war der SCR Altach heuer vom Glück
verfolgt. Als ungesetzter Verein hätte man es fast nicht besser treffen können
als gegen die beiden portugiesischen Vertreter von Vitoria und Belenenses.
Trotzdem reichte es für die Vorarlberger nicht zum Einzug in die Gruppenphase.
Im Gegensatz zu Red Bull Salzburg ist das jetzt kein allzu harter Schlag für
den Verein, weil damit vor der Saison ohnehin nicht zu rechnen war. Die
Enttäuschung ist natürlich dennoch groß, die Chance auf den erstmaligen Einzug
in eine Gruppenphase bei der ersten Teilnahme am internationalen Geschäft war
groß und wird vermutlich nicht so bald wieder kommen. Leider standen sich die
Altacher selbst im Weg und ließen gegen Belenenses vor allem die Genauigkeit
und Entschlossenheit in der Offensive vermissen. Man spielte zwar – genauso wie
am Wochenende gegen die Admira – zwar ewig um den gegnerischen Strafraum herum,
konnte dabei aber nicht wirklich Torgefahr ausstrahlen. Leider kam die aktuelle
Formkrise genau zum falschen Zeitpunkt für das internationale Geschäft,
andererseits ist es hier für den Vereine vielleicht nicht allzu schlecht, nicht
den gesamten Herbst mit der Doppelbelastung kämpfen zu müssen und dabei in der
Liga endgültig in den Abstiegssumpf zu sinken. Das ist für die Fans zwar
aktuell kein Trost, könnte aber langfristig auch bedeutend sein.
Fazit
4 Klubs scheitern gegen schlagbare Gegner an der eigenen
Unfähigkeit, 1 Team rettet sich dabei immerhin in die EL-Gruppenphase. Der
EC-Sommer war auch schon mal besser (aber auch schon schlechter)